Deutschland

13. Etappe: Traben-Trarbach – Monzel

Gelaufen: 17,4 km (Gesamt: 276,3 km)

Nach einer erholsamen Nacht begann mein Tag erstmal mit einem ausgiebigen Frühstück, das in der Pension bereits im Preis enthalten war, und machte mich anschließend wieder auf meinen Weg. Wie nicht anders zu erwarten, musste ich wieder einen steilen Berg hochkraxeln, um überhaupt aus Traben-Trarbach rauskommen zu können. Dabei führte die Muschel mich wieder durch einige Weinberge, von denen aus ich aber einen wundervollen Rückblick auf Traben-Trarbach hatte.

Nur wenige Meter bergauf kann man bereits große Teile von Traben-Trarbach und sogar die Mosel über blicken.

Noch bevor ich meinen Aufstieg vollkommen beendet hatte, passierte mir schon das nächste Malheur, doch ich hatte Glück im Unglück. Ohne dass ich es bemerkt hatte, war beim Laufen meine Mütze aus meiner Tasche gefallen. Eine Wanderin, die mir nur kurz darauf entgegen kam, hat sie allerdings gefunden und da ich zum Glück noch in Hörweite war, konnte ich noch entsprechend reagieren und zurücklaufen, um die Mütze einzusammeln. So kamen wir ins Gespräch über unsere Wanderwege und als ich erzählte, dass mein Ziel Santiago sei, hat die Dame mich darum gebeten, dort eine Kerze für sie anzuzünden. Sie wollte mir sogar Geld für die Kerze geben, was ich aber strikt abgelehnt habe. Die Kerze werde ich natürlich trotzdem für sie aufstellen. Immerhin habe ich durch sie meine Mütze wiederbekommen, an der ich mittlerweile sehr hänge, schließlich war sie schon auf meinem letzten Jakobsweg dabei.

Endlich auf dem Plateau angekommen begleiteten mich wieder Wildwiesen und gelegentliche Wälder, wie ich sie mittlerweile schon oft genug auf dem Mosel-Camino angetroffen hatte. Über eine Wildunterführung konnte ich dann die Bundesstraße B50 kreuzen und lief hinein ins nächste Waldstück, das den Abstieg nach Bernkastel-Kues einläutete.

Eine Wildunterführung für Tiere kann auch für Fußgänger sehr praktisch sein.

Wieder war der Boden sehr feucht und aufgeweicht und zeitweise war das Wandern etwas mühselig, doch als der Weg zunehmend mehr geschottert war, war auch dieses Problem Geschichte. Dafür ergab sich aber eine neues kleines Erlebnis: ich hatte meine erste, offizielle Bachdurchquerung auf diesem Camino. Ok, der Bach war wirklich nicht nennenswert breit und man konnte mit einem gewöhnlich großen Schritt drüber hinwegsteigren, aber egal. Dieser Bach war auf der Landkarte eingetragen, deshalb zählte es für mich.

Der Bach war wirklich nur ein Rinnsal. Aber Bach ist Bach! Und er floss über den Weg!

Als der Wald endete, stand ich wieder inmitten von Weinbergen und mittlerweile war auch die Sonne hinter den Wolken hervorgekommen und hatte den Grillmodus aktiviert. Aber immerhin erfreute das Wetter unsere heimischen Reptilien. Denn während ich durch dir Weinberge hinabstieg, flüchteten von überall Mauereidechsen in ihre Verstecke und es war ein konstantes Rascheln angesagt.

Die kleinen Echsen gibt es auf den sonnigen Weinbergen wie Sand am Meer.

Kurz vor Bernkastel-Kues ereilte mich dann die nächste Überraschung. Von einem anderen Wanderweg kommend, kreuzte plötzlich ein Senioren-Pärchen meinen Weg, das mir verdächtig bekannt vorkam. Und es waren tatsächlich die selben zwei Wanderer, die mich gestern in irrer Hetzjagd den steilen Berg hoch getrieben haben. Zufälle gibt’s! Das Paar hat mich auch wiedererkannt und war ebenso erstaunt darüber, dass wir uns so viele Kilometer weiter wieder über den Weg gelaufen sind. Da mussten wir uns doch nochmal ausgiebiger miteinander unterhalten und es ist bestimmt auch einige Zeit dabei draufgegangen, aber das war mir egal. Eben das ist das schöne am Pilgern. Dass man nicht in einem sportlichen Wettbewerb steckt, in dem es darum geht, wer Erster ist. Man kann sich einfach die Zeit nehmen, um die Reise zu genießen, die Natur zu betrachten oder – wie in diesem Fall – sich mit anderen Menschen auszutauschen.

Die Weinberge bei Bernkastel-Kues können so einige Überraschungen bereithalten.

Bei unserer Verabschiedung versicherten mir die zwei, dass wir uns nicht mehr über den Weg laufen würden, da dies ihr letzter Urlaubstage war. Dennoch war es rückblickend eine sehr angenehme Begegnung mit zwei sehr sympathischen und interessanten Menschen. So stieg ich relativ gut gelaunt die letzten Meter nach Bernkastel-Kues ab und stellte schnell fest, dass auch diese Ortschaft eine richtige Bonbon- Schachtel war. Die Stadt bot viele schöne alte Gebäude und vor allem eine süße Altstadt.

Die Altstadt von Bernkastel-Kues präsentiert sich vor allem mit gepflegten Fachwerkhäusern.

Weiter ging es entlang der Mosel, mal an der Promenade, mal einige Meter in die Weinberge rein. Obwohl es den Großteil des Tages gut sonnig und warm war, kündigten sich jetzt hinter den Bergen immer dunklere Wolken an, die ich mit wachsender Sorge beobachtete. Und ich sollte Recht behalten. Zum zweiten Mal an diesem Tag hatte ich Glück im Unglück und befand mich gerade in der Ortschaft Lieser, als ein kurzer, aber heftiger Wolkenbruch eimerweise das Wasser vom Himmel kippte. Innerhalb von nur zehn Sekunden schwang das Wetter von “trocken” zu “Weltuntergang” inklusive Blitz und Donner. Ich konnte mich noch rechtzeitig in einem Eingangsbereich eines (leider geschlossenen) Restaurants unterstellen und die schlimmsten Regenfälle abwarten.

Die dunklen Wolken schauten bereits bedrohlich über die Berge.

Tatsächlich dauerte dieser Monsun nur 20 Minuten an, ehe sich die Sturzbäche in lediglich leichten Nieselregen verwandelten. Für mich und meinen Regenponcho war dieser Restregen natürlich kein Problem. Allerdings sollte nun ein Aufstieg über einen steilen Waldweg anstehen und das war durchaus ein Problem. Deshalb habe ich wieder einmal meine Route umgelegt und den Aufstieg über die Weinberge und ihre asphaltierten Wege vorgenommen. So konnte ich auch trotz Unwetter an einem Stück und unbeschadet oben ankommen. Oben lag dann auch schon der Ort Monzel, wo ich meine Unterkunft für diese Nacht gebucht hatte.

Der Endspurt auf Monzel zu.

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