28. Etappe: Baamonde – Miraz
Gelaufen: 14 km (gelaufen: 601 km)
Gleich zu Beginn der Etappe durfte ich kurz nach Baamonde die offizielle Marke überschreiten, die angab, dass es nur noch 100 km bis Santiago waren. Der Countdown hatte begonnen, langsam näherte sich der Endspurt.
Zunächst führte mich der Weg nur stumpf an Straßen und Bahngleisen vorbei, doch schon nach wenigen Kilometern wurde man von den vertrauten gelben Pfeilen in den Wald geleitet. Dort entdeckte man auch prompt eine kleine, versteckte Kirche, sowie einige alte Gemäuer und Ruinen, die bereits wieder von der Pflanzenwelt zurückerobert wurden.
Ein Großteil der heutigen Strecke verlief weiterhin im Wald und es boten sich immer wieder majestätische Anblicke von krumm und schief wachsenden Bäumen, an denen sich Efeu rankte. Auf halbem Weg beschloss ich wie gewohnt eine Pause zu machen und wieder entpuppte sich meine Pausenstätte als verstecktes Juwel: Wenn man vom eigentlichen Jakobsweg nach Carballedo abbiegt, kommt man nach nur 150 Metern zur “Albergue Witericus”. Die Örtlichkeit ist sehr ruhig und abgelegen und man bekommt leckeres Essen für einen kleinen Preis. Ich hatte mir zu meinem obligatorischen Kaffee eine “Empanada Marinera” gegönnt, eine Teigtasche, die vor allem mit Muscheln, Garnelen, Thunfisch und Zwiebeln gefüllt war. Klingt relativ simpel, war aber sündhaft lecker!
Weiter verlief der Camino nach wie vor durch Wald, der aber immer häufiger durch goldene Getreidefelder abgelöst wurde. So erreichte man nach verhältnismäßig wenigen gelaufenen Kilometern mitten im Idyll aus Feldern und Wäldern das kleine 43-Einwohner-Dörfchen Miraz. Die Unterkunft meiner Wahl war eine sehr gemütliche Herberge, die vom englischen Jakobsorden gepflegt und betrieben wird. Entsprechend war die geläufigste Sprache in der Herberge zur Abwechslung mal englisch, doch die Gastgeber waren unheimlich nette und warme Menschen, die sich sehr viel und persönlich mit uns Pilgern beschäftigt haben.