Frankreich

31. Etappe: Reims – Germaine

Gelaufen: 20,4 km (Gesamt: 616,4 km)

Meine heutige Etappe startete relativ spät und von einem etwas abseits gelegenen Startpunkt, aber das hing einfach damit zusammen, dass ich mich von meinem Mann verabschiedet habe. Nachdem wir das vergangene Wochenende und unseren Hochzeitstag zusammen in Reims verbracht haben, haben sich unsere Wege heute wieder getrennt. Ich habe ihn noch zum Bahnhof Champagne-Ardenne TGV begleitet, wo sein Bus um kurz nach 11 abfuhr. So begab ich mich zu besagter Uhrzeit von besagtem Bahnhof wieder auf den Weg.

Es gab zwar immer wieder Mal Abschnitte mit breitem Fußweg, aber durch den vielen Straßenverkehr war es trotzdem nicht besonders idyllisch.

Nachdem ich mich zunächst durch etwas nicht unbedingt fußgängerfreundliches Industrie- und Gewerbegebiet schlagen musste, erreichte ich nach einer Weile ein Wohngebiet, das zumindest mit einem angenehmen Grünstreifen entlang meiner Route bestückt war.

Wenigstens die Wohngebiete von Reims hatten einen Hauch von Natur.

Nach dem Wohngebiet folgte auch schon eine lange, schattenlose Episode entlang der Autobahn. Und spätestens jetzt merkte ich auch, wie unerträglich die Sonne und Hitze wurden. Zum Glück war es nur ein Ausnahmefall, dass ich mich erst zur Mittagsstunde auf den Weg machte. Immerhin führte mich die Parallelstraße der Autobahn direkt zum eigentlichen Jakobsweg, sodass ich nach fünf gelaufenen Kilometern endlich wieder stupide den Wegkennzeichnungen folgen durfte.

Es gibt definitiv schönere Wege als parallel zur Autobahn zu laufen.

Nachdem ich über eine Brücke die Autobahn überquert habe, zeigte sich ein Landschaftsbild, das richtige Vorfreude in mir weckte: Am Horizont erblickte ich durch und durch mit Wald bedeckte Berge. Das bedeutete automatisch, dass ich in diesem sommerlichen Wetter endlich eine Aussicht auf Schatten und etwas gemäßigtere Temperaturen hatte. Ich musste diese Berge nur erreichen.

Endlich sah ich nach viel zu langer Zeit wieder etwas Wald hinter den Hügeln!

Also marschierte ich tapfer weiter durch ein Dorf nach dem anderen und kam so auch endlich an den ersten französischen Weinreben vorbei, die ich auf meinem Jakobsweg sah. Im Gegensatz zu den bekannten deutschen Weinanbaugebieten waren die Weinfelder hier fast schon flach angelegt. Das machte den Weinbau bestimmt etwas leichter. Aber wie ein Blick über die Felder verriet, könnte man auf die günstigen Aushilfs-Arbeitskräfte trotzdem nicht verzichten.

Die weiten Weinhügel, auf denen die Trauben für den berühmten Champagner wuchsen.

Der Ort Rilly-la-Montagne markierte schließlich das Ende der Weinberge und den Beginn der bergigen Wälder. Hinter Rilly-la-Montagne begann auch offiziell der Naturpark “Montagne de Reims” und mein Wanderführer warnte mich schon vor einem barbarischen Aufstieg auf die Berge. Und ehrlich gesagt erwartete ich einen Aufstieg wie in den Bergen an Rhein und Mosel. Eben ein schmaler Waldweg mit extremer Steigung. Was aber letzten Endes vor mir lag, war nicht der Rede wert. Die Steigung war sehr gemütlich und der entsprechende Weg war relativ breit und fein geschottert, sodass man wirklich sehr bequem die wenigen Höhenmeter erklimmen konnte.

Vor allem in der Sommerhitze waren Wald und Schatten stets eine Wohltat.

Im Wald hat sich aber noch eine Routenänderung ergeben, da ein gewisser Abschnitt des Jakobsweges gesperrt zu sein schien. Ich hatte zwar schon im Vorfeld in Reims in der Kathedrale von der Umleitung erfahren und einen Flyer bekommen, aber es war dennoch beruhigend, dass die Umleitung vor Ort so toll ausgeschildert und beschriftet war.

Die Umleitung führte mich in geraden Linien durch den Wald.

Einzige Nachteile an dem Weg waren, dass der Weg schnell langweilig geworden ist, da er sich kerzengerade durch den Wald zog, und dass er sehr heiß und sonnig war, obwohl er mitten im Wald verlief. Ich versuchte mich immer wieder von der Hitze und der Eintönigkeit abzulenken und anfangs schien es auch wieder mit Musik und Singen zu funktionieren, aber irgendwann wurde auch das langweilig. Die letzten fünf Kilometer zogen sich wieder ewig dahin, aber dennoch schaffte ich es, mich bis nach Germaine, meinem heutigen Ziel, zu schleppen.

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