Deutschland

4. Etappe: Mainz – Ingelheim

Gelaufen: 21, km (Gesamt: 97,7 km)

Die Sonne war bereits aufgegangen, als ich aufbrach. So früh morgens war die Stadt tatsächlich angenehm. Die Luft war noch kühl und der Straßenverkehr nicht übermäßig und so wanderte ich einigermaßen gut gelaunt durch Mainz, vorbei am alten jüdischen Friedhof und vorbei am Funkhaus des SWR, bis ich schließlich an die Stadtgrenze kam. Der Jakobsweg ließ sich gut verfolgen, da die Wegmarkierungen relativ häufig und gut sichtbar angebracht waren.

Der alte jüdische Friedhof von Mainz sieht bei Sonnenaufgang wie aus einer anderen Welt aus.

Aber es dauerte nicht lange, bis ich das benachbarte Gonsenheim erreichte, das quasi an Mainz dranklebte. Hier ergatterte ich mir zunächst mein Frühstück, ehe ich meinen Weg fortsetzte und damit das Gonsenheimer Villenviertel bewundern durfte. Dabei handelte es sich keineswegs um moderne, protzige Villen, sondern um etwas ältere Residenzen, die vor allem an kleine Schlösser oder historische Adelssitze im Fachwerkstil erinnerten. Ein Gebäude war schöner als das andere, aber allesamt zeugten sie von Eleganz und gutem Geschmack.

Eines der vielen kleinen “Schlösser”, die ich im Villenviertel so hübsch fand.

Das Villenviertel verlor sich schließlich im angrenzenden Wald, wo ich meine Pilgerroute fortsetzte. Während die Sonne wieder mal ihr Bestes tat, das Thermometer so hoch wie möglich zu treiben, war es in besagtem Waldstück sehr angenehm temperiert. Die Kilometer zogen vorbei und der stramme Marsch durch den Wald machte regelrecht Spaß.

Der hinter Gonsenheim beginnende Wald spendete wohltuenden Schatten.

Doch irgendwann endete auch das Waldstück und ich fand mich plötzlich am Ufer des Rheins wieder. Das kam schneller als erwartet, aber das war ja nichts Schlechtes. So nutzte ich den Ausblick auf den Fluss und den frischen Wind dazu, nochmal eine kleine Pause einzulegen. Ich ließ die Seele baumeln und genoss einfach die Weite des Gewässers.

Pause mit Blick auf den Rhein und das hessische Ufer.

Als meine Reise endlich weiterging, verließ mich wieder etwas der Antrieb, da die Landschaft diesmal wie schon so oft zuvor nur einen Pfad ohne Schatten zu bieten hatte. Allerdings habe ich aus meinem gestrigen Fehler gelernt und meinen Hoodie trotz der Hitze anbehalten und die Kaputze aufgesetzt. Ich hatte bereits leuchtend roten Sonnenbrand auf einem Arm und im Nacken – das musste erstmal reichen!

Immer und immer wieder gerate ich auf Feldwege, die über viele Kilometer kaum bis gar keinen Schatten bieten.

Die Landschaft, die ich durchwanderte war zwar schön, aber wenig abwechslungsreich. Sie unterschied sich auch nicht so viel von der Landschaft auf den letzten Etappen, sodass ich wieder mehr in meine Gedanken und Selbstgespräche vertieft war. Lediglich die warmen Temperaturen machten mir zu schaffen.

In der Nähe des Rheins haben vor allem noch die bunten Wiesen dominiert. (Wimmelbild-Suche: Wo ist der Storch?)
Mal eine Wildwiese, mal eine geordnete Streuobstwiese mit Blick auf den Taunus.

So zog die Umgebung mal schneller, mal langsamer an mir vorbei, bis ich schließlich ohne größere Vorkommnisse Ingelheim erreichte. Dort besuchte ich rasch die Kirche, sammelte in der Touristeninformation meinen Stempel ein und machte mich auf den Weg zu meiner Unterkunft. Dabei machte ich unterwegs unerwartet Bekanntschaft mit dem örtlichen Diakon, der mich auch ein ganzes Stück auf dem Weg begleitet hat. Er fragte mich interessiert nach meiner Pilgerschaft und bot an, eine Unterkunft zu organisieren, wenn ich noch keine hätte. Weiter erzählte er, dass es wohl ab und zu mal vorkam, dass Pilger sich wegen Übernachtungen bei der Kirchengemeinde meldeten und man diese anscheinend immer zufriedenstellend vermitteln könnte. Eine Info, die ich mir dringend für meine weitere Reise merken sollte. Durch die nette Wegbegleitung und das herzliche Gespräch waren die letzten Kilometer zu meiner Unterkunft auch schneller bewältigt als gedacht.

Die detailreiche Orgel und auffällige Deckenbemalung der St. Remigius Kirche.

Ursprünglich hatte ich vor, an dem Abend das Frühlings-Weinfest von Ingelheim zu besuchen, auf das ich bei der Touristeninformation aufmerksam gemacht wurde, aber am späten Nachmittag setzte plötzlich so ein sintflutartiger Starkregen ein, dass ich den Plan wieder verwarf. Und da ich die interessante Altstadt von Ingelheim bereits in der Vergangenheit besichtigt hatte, war es auch nicht der größte Verlust, auf den Stadtbummel zu verzichten.

2 Kommentare

  • Jan Piller

    Ich bin fleißig am Nachlesen deiner Etappen 😀

    Macht der Pilgerweg tatsächlich so einen Schlenker von Gonsenheim zum Rhein? Der Weg durch Finthen sieht ja etwas angenehmer aus 😛

    • Eva

      Hey ^^
      Ja, der offizielle Jakobsweg macht tatsächlich den Schlenker über Gonsenheim und Rhein. Immerhin will man ja alle möglichen Kirchen und Wallfahrtsorte mitnehmen und der Weg soll ja auch schön naturnah und nicht an den großen Straßen sein. Kannst die Etappe doch auch Mal selbst laufen, um dich davon zu überzeugen 😛

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