Abschied in der Hauptstadt
Wie man vom Titel vielleicht erahnen könnte, bin ich in Cagliari gelandet, der Hauptstadt Sardiniens. Gleichzeitig ist dies mein letzter Stopp auf dieser Insel, also werde ich mich hier in Cagliari von Sardinien verabschieden.
Aber bevor es soweit ist, habe ich noch Zeit, diese Großstadt zu erkunden. Und der Titel Großstadt trifft es tatsächlich gut. Schon als ich wir mit dem Bus in die Nähe gekommen sind, realisiert man gleich, dass es sich um einen absoluten Ballungsraum handelt. Schon 20 km vor Ortszentrum häuft sich die gesamte Industrie der Stadt und die ersten hässlichen Reihenhäuser im kalten 70er-Jahre-Stil tauchen auf. Und mit jedem Kilometer, den man der Stadtmitte näher kam, wurde es dichter, geschäftiger und dreckiger. Und meine Zweifel größer.
Diese Zweifel konnten sich ab zum Glück schnell zerstreuen, als ich zu meinem Hostel kam, das mitten in der Altstadt lag. Die Altstadt ist zwar auch sehr groß und mit vielen Touristen überlaufen, aber sehr viel angenehmer als ursprünglich erwartet.
Was in Cagliari ganz besonders auffällt, was aber bei einer Großstadt eigentlich nicht wundern sollte: Multi-Kulti! Während in den anderen Orten Sardiniens vor allem typisch italienische und sardische Läden und Gastronomien präsent waren, findet man in der Hauptstadt eine Weltreise um den ganzen Globus vor. Doch ich habe diese Gelegenheit genutzt, mal vom “Standard” abzuweichen, denn nach mittlerweile fast drei Wochen italienischem Essen hat man doch Lust auf etwas Abwechslung. Und so gab es das erste Abendessen in Cagliari beim Kirgisen. Das Essen hat einfach auf Anhieb so gut ausgehen und beim vorbeigehen so gut gerochen…
(Memo an mich: Kirgistan wäre bestimmt auch mal ein nettes Reiseziel.)
(Foto: Ein Oromo ist eine typisch kirgisische Teigtasche, die mit Gemüse gefüllt und über heißem Wasser gedämpft wird, bis sie gar ist.)
Was Sehenswürdigkeiten betrifft: So langsam scheine ich aus dem Touristen-Modus auszusteigen. Diese Erfahrung habe ich auch schon bei meiner letzten 6-wöchigen Reise gemacht. Irgendwann hört man einfach auf, den Sehenswürdigkeiten hinterherzurennen, man macht weniger Fotos als in der ersten Zeit und man fängt einfach an, sich in das Leben vor Ort einzufügen. Man beschäftigt sich mit banalen, alltäglichen Dingen wie Kochen und Wäsche waschen. Man schaut nicht mehr, wo die nächste Attraktion oder das nächste Museum wartet, sondern man sucht sich eher mal ein ruhiges Fleckchen, wo man einfach mal zwei Stunden ein Buch lesen kann.
Das heißt nicht, dass ich mir nicht die Stadt anschauen würde, laut meinem Tracker bin ich auch heute wieder 15km durch die Stadt getigert, aber der Fokus ist ein anderer. Wie daheim, wo man tagtäglich an Sehenswürdigkeiten vorbeiläuft, aber sich nicht unbedingt über deren Hintergrund informiert.
In dem Sinne lasse ich es mir in Cagliari einfach gut gehen, genieße das bunte Treiben und lasse mich morgen von der Fähre wieder davontragen.
(Foto: Selbst auf Sardinien stößt man auf den Jakobsweg. Da bekommt man glatt Lust, mit all seinen Sachen wieder loszulaufen.)