Italien

Typisch sardisch

Bevor ich Sardinien vollkommen hinter mir lasse und in Sizilien meiner Wege gehe, möchte ich noch einmal auf diese bemerkenswerte Insel zurückschauen und euch erzählen, was in meinen Augen- neben dem Offensichtlichen – typisch sardisch ist. Dabei sei angemerkt, dass diese Auflistung in erster Linie auf meinen eigenen Beobachtungen und persönlichen Erfahrungen beruht.

 

Gastronomie

Wie jedes Gebiet hat natürlich auch Sardinien seine typischen Speisen und Getränke. Und alles aufzuzählen würde absolut den Rahmen sprengen, deshalb beschränke ich es auf meine persönlichen Highlights.
Als erstes muss ich da pane carasau erwähnen. Dabei handelt es sich um ein sehr dünnes, knuspriges Brot, das vor allem aus Hartweizengrieß und Wasser hergestellt wird. In einem komplexen Back- und Trocknungsprozess wird es schließlich so lange gebacken, bis sein Wassergehalt sich auf ein absolutes Minimum reduziert hat, sodass es trocken gelagert sehr lange haltbar ist. Ich fand dieses Brot unheimlich lecker und habe es während meines Aufenthalts bestimmt kiloweise verschlungen.

 

(Foto: Abgepacktes pane carasau in der Auslage eines Geschäftes.)

 

Welche sardischen Nahrungsmittel einem aber womöglich am häufigsten entgegenkommen, sind zum einen Honig und zum anderen Schafskäse in verschiedensten Versionen. Kein Wunder also, dass die Sarden beides in einer herrlichen Nachspeise kombiniert haben: Seadas sind mit Schafskäse gefüllte Teigtaschen, die gebacken oder frittiert und anschließend in Honig ertränkt werden. Eine absolute Kalorienbombe, die sowohl Blutzucker- als auch Cholesterinwerte fordert, aber dafür sündhaft lecker ist.
Zuletzt möchte ich noch die sardische Myrthe erwähnen. Während sie noch vor wenigen Jahrzehnten vor allem in Schnaps und Likör verarbeitet wurde, findet man sie mittlerweile auf ganz Sardinien auch in allen möglichen Süßspeisen und vor allem als Eissorte. Auch wenn mir der -aufgrund ätherischer Öle – etwas minzige Geschmack nicht ganz zugesagt hat, hat die Myrthe durch ihre Omnipräsenz eine Erwähnung in dieser Liste verdient.

 

(Foto: In manchen Souvenirläden kann man auch getrocknete Myrthe finden.)

 

Nuraghenkultur

Die Nuraghenkultur war eine Antike Kultur, die sich auf Sardinien in der Bronzezeit entwickelt und bis in die Eisenzeit bestand hatte (etwa 1600-500 v.Chr.). Die Architektur zeichnete sich vor allem durch große Grabanlagen und Brunnen aus, die heute noch überall auf Sardinien gefunden werden können. Und auch sonst sind die meisten archäologischen Überreste und Funde Sardiniens dieser Zeit zuzuordnen.
Das zeigt sich heute auch z.B. in Souvenirläden. Von diversen Funden kann man Repliken erwerben und viele lokale Künstler orientieren sich an den nuraghischen Vorbildern.

 

(Foto: Die Überreste der punischen Stadtmauer Olbias. Auch ihre Entstehung fällt in die Zeit der Nuraghen.)

 

Flora und Fauna

An welche Tiere denkt man als erstes, wenn man Sardinien hört? Natürlich an Schafe. Aber ich muss sagen, dass ich während meines gesamten Aufenthalts auf Sardinien (der nicht wenige Stunden in Zug und Bus beinhaltete, die ich wie ein Kind mit der Nase an der Scheibe verbracht habe) nur insgesamt fünf Schafherden gesehen habe. Fünft kleine Herden, die mir für die riesige Insel etwas wenig erschienen, dafür, dass die Souvenirläden voll mit Schafen sind. Aber vielleicht ist Sommer auch einfach nicht die Jahreszeit für Tiere, die von Natur aus Wollpullover tragen.
Dennoch muss ich sagen: Neben den fünf Schafherden und einigen Eseln, gab es auf der Insel praktisch keine Tiere. Selbst die finden es anscheinend im Sommer auf der Insel einfach zu karg.
Und da es so eine unwirtliche Gegend ist, ist auch die Flora sehr überschaubar. Außer uralten Olivenbäumen und ein paar Korkeichen wachsen auf Sardinien überwiegend Kakteen. In Gärten, am Straßenrand, in der Wildnis. Kakteen so weit man schauen kann. Und alle von der Sorte, die diese roten, süßen Kaktusfeigen hervorbringt, die manchmal auch in unseren Supermärkten liegen. Hier liegen sie in Massen als Fallobst auf der Straße herum, da einfach viel zu viel davon wächst, als dass man es noch sinnvoll verwerten könnte.

 

(Foto: Unzählige Kakteen am Straßenrand tragen reife Früchte, um die sich niemand zu scheren scheint.)

 

Patriotismus

Etwas Lokalpatriotismus begegnet man wahrscheinlich überall, aber Sarden geben ihrem Umfeld schon sehr deutlich zu verstehen, dass sie Sarden sind. Neben der Sardischen Flagge, die praktisch überall hängt, haben die Sarden auch eine eigene Sprache, die eben kein italienischer Dialekt, sondern tatsächlich eine eigenständige Sprache ist. Ebenfalls würde es mich nicht wundern, wenn die meisten Sardinien-Souvenirs nicht an Touristen, sondern an Sarden verkauft werden. Man sieht kaum einen Einheimischen, der nicht mit einem T-Shirt, einer Kappe oder ähnlichem mit der Aufschrift “Sardegna” oder der Landesflagge herumläuft oder wenigstens eine Kette oder ein Armbändchen trägt, das seinen oder ihren Stolz über die Insel zum Ausdruck bringt.
Kleine Geschichte am Rande: In Alghero habe ich ein Gespräch auf italienisch mitbekommen, wo ein kleines Mädchen gefragt wurde, ob sie denn Italienerin sei. Ihre Antwort: “No! Sono sarda!” – Nein! Ich bin Sardin!

 

(Foto: Die sardische Flagge.)

 

Beliebte Souvenirs

Neben den üblichen Souvenirs wie Magneten, T-Shirts und Co. mit landestypischen Motiven, werden außerdem auch viele Spezialitäten aus der Gastronomie verkauft, die ich weiter oben schon erläutert habe. Aber das ist noch nicht alles. Ebenfalls sehr beliebt sind Produkte aus Kork, die aus der dicken Rinde der Korkeiche hergestellt werden. Von Dekorationen, Untersetzern und Küchenutensilien über große Säcke an Flaschenkorken bis hin zu Geldbörsen, Taschen und sogar Kleidung kann man in jedem sardischen Souvenirladen alles finden, was das kork-liebende Herz begehrt.
Ein anderes häufig gesehenes Naturmaterial in den Läden Sardiniens sind rote Korallen. Diese werden vor allem in Schmuck verarbeitet und schmücken die Auslagen von fast jedem Juwelier in Sardinien. Doch es werden nicht nur Korallen verarbeitet – allein schon das Abbild der roten Koralle findet sich oft auf Textilprodukten und Ähnlichem wieder.

 

(Foto: Die Dekorationen am torre di San Giovanni in Alghero sollen an die typischen roten Korallen erinnern.)

 

Süßwarenläden

Es ist zwar nichts traditionelles und wahrscheinlich eine Trenderscheinung der letzten Jahre, aber Sarden scheinen verrückt zu sein nach aufwändig geschmückten Süßigkeitenläden.
Die angebotenen Süßwaren sind zwar in jedem Laden die selben und entsprechen mehr oder weniger dem, was man auch im Supermarkt in Tüten kaufen kann, doch die Dekoration der einzelnen Läden ist dafür sehr viel aufwändiger und einzigartiger. Jeder Laden hat sein eigenes Thema zu haben, an das er sich hält und bisher habe ich keine Idee doppelt gesehen. Von Halloween-orientierter Dekoration über die “Fluch der Karibik”-Filmreihe mit einem lebensgroßen Captain Jack Sparrow vor der Tür bis hin zur wundersam verrückten Welt von “Alice im Wunderland” sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

 

(Foto: Der Süßigkeitenladen in Olbia ist mit dem Halloween-Thema gegangen.)

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