Frankreich

24. Etappe: Sedan – Charleville-Mézières

Pausenetappe

Da ich gestern definitiv an einem psychischen Tiefpunkt war und mich auch heute noch in einem fürchterlichen Mindset befand, beschloss ich, den heutigen Tag ruhig anzugehen.

Das begann damit, dass ich erstmal etwas ausgeschlafen habe. Ich hatte mich sowieso schon von dem Gedanken verabschiedet, heute zu laufen und immerhin gab es zu meiner nächsten Unterkunft, die ich schon reserviert hatte, eine Zugverbindung. Deshalb verbrachte ich den Vormittag vor allem mit etwas Sightseeing und sah mir die Stadt Sedan an.

Die Altstadt von Sedan war ähnlich wie Arlon nicht sehr einladend, aber gleichzeitig paradoxerweise sehr hübsch. Viele Häuser standen leer aber man konnte sehen, dass sie einst sehr ansehnlich gewesen sind. Auch die Burg wäre bestimmt sehenswert aber es schien an Touristen zu fehlen. Und als ich schließlich selbst an der Touristeninformation stand und diese entgegen der ausgehängten Öffnungszeiten geschlossen war, hatte ich zunehmend den Eindruck, dass Besucher einfach unerwünscht waren. So schlenderte ich noch eine Weile durch die Straßen, gönnte mir ein ausgiebiges Frühstück und machte mich schließlich auf den Weg zum Bahnhof, um nach Charleville-Mézières zu fahren.

Sedan wirkte mittlerweile leider eher wie eine Geisterstadt. In der Altstadt standen gefühlt 80% der Häuser und Läden leer unda auch ein Blick in Wikipedia hat mir verraten, dass Sedan wohl eine aussterbende Stadt ist. Seine Blütezeit war wohl in den 1960er und 70er Jahren.
Ein sehr farbenfroher und lebensbejahender Zug brachte mich in die Departementshauptstadt.

In Charleville-Mézières sah die Welt schon anders aus. Architektonisch erinnerte es sehr an Sedan, allerdings schienen sich hier die Menschen zu tummeln. Man sah Jugendliche, die sich in Cafés trafen, andere Menschen die zum Einkaufen eilten oder einfach Anwohner und Touristen, die etwas spazierten. Auf jeden Fall herrschte Leben in den Straßen. Wenn man allerdings bedachte, dass Charleville-Mézières die Hauptstadt des Departements war, hätte mich alles andere auch gewundert.Zu allem Überfluss fand auf dem zentralen Platz, dem Place Ducale, am Abend auch noch ein Bierfest statt. So zumindest der offizielle Name. Doch das große Bierzelt, die vielen Brezeln und weißwürste und vor allem die allgegenwärtigen bayerischen Landesflaggen deuteten eher an, dass es sich um eine Kopie des Oktoberfestes handelte. Mitten im Mai. Die spinnen, die Franzosen…

Ich sah mich auch in Charleville-Mézières noch eine Weile um, ehe ich mich am späten Nachmittag in meine Unterkunft begab und wieder mit dem Problem konfrontiert wurde, dass ich für morgen Abend noch keinen Schlafplatz hatte. Ich habe im Laufe der letzten Tage immer wieder versucht, Unterkünfte zu erreichen, allerdings ohne Erfolg. E-Mails und Anrufe blieben alle unbeantwortet.

Von neuen, vernichtenden Sorgen gepackt, verbrachte ich den restlichen Abend immer wieder mit heulen, da ich keine Ahnung hatte, wie es morgen weitergehen sollte.

Da Charleville-Mézières die Hauptstadt des Departements ist, sah man hier sehr viel Leben und auch die Altstadt ließ sich besser genießen, da sie gut gepflegt war.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert