Deutschland

11. Etappe: Treis-Karden – Bullay

Gelaufen: 27,5 km (Gesamt: 234,7 km)

Dafür, dass mir von Anfang an bewusst war, dass heute eine längere Etappe bevorstand, ging es mir relativ gut. Ich wurde auch mehrfach vor dem Anstieg aus Treis-Karden raus gewarnt, aber ich fand ihn zugegebenermaßen recht angenehm. Er zog sich zwar über mehrere Kilometer, aber die Steigung war gut erträglich und die Bodenbeschaffenheit war einfach super zum Laufen. Auch wenn das Wetter leider nicht so mitspielte, wie ich es mir gewünscht hätte, hat es mich nicht nennenswert ausgebremst.

Direkt hinter der Wildburgmühle begann der lange Aufstieg.
Der Nebel verlieh dem Wald etwas Geheimnisvolles.

Nach mehreren Kilometern kam ich auch auf dem Berg an und versuchte mich an der Landschaft zu erfreuen, die noch halb im Nebel versteckt war. Doch der Regen nahm kontinuierlich zu und so war ich eher bestrebt, weiterzuwandern. Selbstverständlich war ich ja top ausgerüstet und hatte mir auch wieder meinen Regenponcho übergeworfen, aber dennoch war es nicht angenehm, im Regen herumzustehen. So lief ich zügig weiter in der Hoffnung, dass sich eventuell eine Schutzhütte offenbaren würde, wo ich den stärksten Regen abwarten könnte.

Müllsack on tour! Nicht modisch, aber definitiv mega nützlich.

Allerdings gab es unterwegs keinen Unterschlupf mehr, bis ich nach dem erneuten Abstieg das Kloster Engelport erreichte. Ich hatte im Vorfeld bereits erfahren, dass man auch an diesem Kloster einen Pilgerstempel erhalten kann und außerdem brauchte ich sowieso ein trockenes Plätzchen, um meine Füße auszuruhen und eine Kleinigkeit zu essen. Also versuchte ich mein Glück und fragte im Kloster, ob ich eine Weile bleiben dürfte, bis der Regen etwas nachließ. Die Nonne, die mich in Empfang genommen hatte, war mega süß und lieb, hat gesagt, dass es kein Problem wäre und mich gleich noch gefragt, ob ich eine Toilette oder etwas zu trinken bräuchte und ob sie mir die Klosterkirche zeigen sollte. Ich war etwas überfordert mit so viel Gastfreundschaft, habe mich aber dennoch gefreut, dass ich eine Weile Unterschlupf finden konnte.

Als der Regen schließlich nachließ und ich ein kleines zweites Frühstück verdrückt hatte, machte ich mich wieder auf den Weg. Hinter Kloster Engelport erwartete mich bereits der nächste Anstieg, doch während es auf ersten Blick noch so hübsch und niedlich, fast märchenhaft aussah, kristallisierte sich mit der Zeit ein Hauptproblem raus: Umgekippte Bäume. Und die meisten Bäume waren auch noch so dicht verzweigt, dass es kein einfaches Drüberklettern gab. Aber auch drum herum dominierten ein Bach und frischer, rutschigen Matsch. Da wurde das Umgehen der Bäume zum Fitnesstest.

Aber auch diesen Parkour konnte ich irgendwann hinter mir lassen und sobald ich den höchsten Punkt erreicht hatte, begann auch schon der Abstieg nach Beilstein. Wenigstens dieser Wegabschnitt war wieder freundlicher zu begehen und man hatte unterwegs immer wieder einen guten Blick auf Burg Metternich und Beilstein selbst.

Man sieht Beilstein mit seiner großen Kirche, die für ihre schwarze Madonna bekannt ist. Auf dem Berg liegt derweil Burg Metternich.

Obwohl Beilstein nicht übertrieben groß ist, habe ich trotzdem viele Touristen im Ort angetroffen. Doch je mehr ich mich durch Beilstein bewegte habe, desto weniger hat es mich gewundert. Beilstein war ein richtiges kleines Juwel direkt an der Mosel. Gerade durch die kleine Altstadt zu schlendern hat viele schöne Ecken offengelegt.

Ich habe die viele Gastronomie in Beilstein genutzt, um dort meine Mittagspause einzulegen, bevor ich mich wohlgenährt wieder den nächsten Berg hochzog. Der nächste und letzte Aufstieg hatte es wirklich in sich. Der Pfad war steil, schlammig und ich war mehr als glücklich, dass ich Wanderstöcke dabei hatte, sonst hätte es mich mehrfach auf die Schnute gelegt. Aber auch dieser Weg hatte etwas Positives: Dadurch, dass meine Augen ständig auf den Boden fixiert waren, um nicht auszurutschen, habe ich in großer Anzahl Tierspuren im Schlamm entdecken können. Vor allem waren wohl sehr viele Rehe unterwegs, aber in der Nähe der Felder konnte ich auch Hasenspuren ausmachen.

Der Pfad war eine einzige Schlammschlacht.

Als der Berg schließlich geschafft war, verlief der Jakobsweg nur noch über Wiesen, an einer Kapelle inmitten von Rapsfeldern vorbei und führte so einmal quer über das Plateau, bis vor Bullay endlich der letzte brutale Abstieg folgte. Das Brutale war vor allem die irrsinnige Steigung in Kombination mit asphaltierte Weg. Meine Wanderstöckchen brachten mir hier also nichts. Aber ich hatte ja keine Alternative. Also biss ich die Zähne zusammen und zog durch. Immerhin hatte mich in Bullay auch ein letztes Mal Kathi erwartet, um mich für eine letzte Übernachtung in ihrer Bleibe abzuholen.

Eine kleine Kapelle auf dem Weg, in der ich mir einen Stempel abholen konnte und einige Worte im Hüttenbuch hinterlassen habe.
Die letzten Kilometer vor Bullay waren durch und durch geprägt von Rapsfeldern.

2 Kommentare

  • Petra

    Hallo Eva,
    ich Mal wieder, die Petra 🙂
    Ich habe gelesen, dass Du mal ein paar nicht so tolle Momente, Stunden, Tage auf Deinem Weg hattest.
    Vielleicht hilft Dir in solchen Momenten dieser Spruch 😊
    ” Hör nicht auf wenn es weh tut, hör auf wenn Du fertig bist” 🏆
    Den Spruch gebe ich meinem Bruder bei jedem Marathon den er läuft mit auf den Weg.
    Bleib weiterhin tapfer und denk daran, Du kommst Deinem Ziel jeden Tag ein Stück näher.
    Liebe Grüße Petra

    • Eva

      Hallo Petra,

      das ist wirklich ein toller Motivationsspruch! Den werde ich mir auf jeden Fall merken müssen, wenn ich das nächste Mal einen Durchhänger habe.

      Viele Grüße,
      Eva

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